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berühmte zauberer

Die zwei größten Zauberer

Ich stelle Euch die zwei besten Zauberer des 20. Jahrhunderts vor. Es sind völlig entgegengesetzte Performer.

Harry Houdini: Der erste Superstar

Harry Houdini, geboren am 23. März 1874 als Erik Weisz, gilt als der berühmteste Zauberer seiner Zeit und als einer der ersten globalen Superstars. Seine Auftritte waren atemberaubend und tollkühn. Er war zugleich ein berechnender Selbstvermarkter und ein raffinierter Vorführer.

Von Entfesselungen und Illusionen

Houdini erlangte Berühmtheit durch spektakuläre Entfesselungsnummern:

  • Er ließ sich gefesselt in Kisten legen, die zugenagelt und versenkt wurden, um Minuten später unversehrt wieder aufzutauchen, etwa im New Yorker East River.
  • Er befreite sich kopfüber hängend aus Zwangsjacken sowie von Handschellen, Ketten und Schlössern aller Art.
  • Zu seinen Bühnennummern gehörte das Verschwindenlassen eines ganzen Elefanten.

Sein größter Stunt war jedoch die erfolgreiche Verwandlung des mittellosen Migrantenkindes Erik Weisz in den weltberühmten „Großen Houdini“.

Frühe Jahre und der Durchbruch in Europa

Erik Weisz wuchs als Sohn armer ungarischer Einwanderer in den USA auf. Schon früh zog es ihn zum Zirkus, wo er Trapezübungen und Zaubertricks erlernte. Er nahm den Künstlernamen Harry Houdini an und heiratete mit 19 Jahren die Varietétänzerin Bess Rahner.

Anfangs trat das Paar als „The Houdinis“ mit komödiantischen Karten- und Hellsehertricks auf. Die Wende kam, als Houdini eine erste Entfesselungsnummer von einem professionellen Betrüger lernte. Bald ließ er sich öffentlich von Polizisten fesseln, um sich augenblicklich wieder zu befreien.

Ein Varietémanager buchte Houdini für seine Unterhaltungstheaterkette, was 1900 zur Chance einer ausgedehnten Europatournee führte, auf der ihm der Durchbruch gelang.

  • In Russland entkam er aus einer Transportkutsche, die zur Deportation nach Sibirien genutzt wurde.
  • In Essen öffnete er ein Originalschloss der Reichsbank.
  • Er spielte in ausverkauften Theatern wie dem Dresdner Central-Theater und dem Berliner Wintergarten-Varieté.

Seine Nummern wurden immer gewagter. Oft stand Houdini gefesselt und ansonsten nackt auf der Bühne, um zu beweisen, dass er keine Werkzeuge versteckt hielt.

Risiko, Reklame und die Geburt des Superstars

Nach seiner Rückkehr in die USA steigerte Houdini das Drama seiner Auftritte weiter. Er sprang gefesselt von Brücken in Flüsse und führte seine Entfesselungskünste an Hochhäusern hängend vor oder in der berüchtigten „Chinesischen Wasserfolter-Zelle“.

Houdini erkannte die Zeichen der Zeit:

  1. Sensation statt simpler Verblüffung: Die Menschen des 20. Jahrhunderts sehnten sich nach Überwältigung, Nervenkitzel und Massenunterhaltung.
  2. Macht der Medien: Er verstand intuitiv die Wirkung der sich rasant ausbreitenden Zeitungen, Fotografien und frühen Filme.

Er nutzte diese Mittel exzessiv: Er schaltete Werbung, gab bereitwillig Interviews, ließ sich bei jeder Gelegenheit ablichten und spielte in Stummfilmen mit. Seine Live-Stunts zogen Zehntausende Zuschauer an und generierten Schlagzeilen.

Houdini füllte riesige Hallen und wurde zu einem Namen, den jeder kannte. US-Präsident Woodrow Wilson soll ein Bewunderer gewesen sein.

Der Schlüssel zum Erfolg

Trotz seiner umfassenden Präsenz wahrte Houdini stets ein eisernes Stillschweigen über seine Trickgeheimnisse. Er vermischte Vertrautheit mit Geheimnis und erschuf so den Mythos „Houdini“.

In einem war er jedoch kompromisslos offen: Sein Erfolg basierte auf Illusionskunst und Entertainment, nicht auf übersinnlicher Macht. Er bekämpfte den modischen Spiritismus und enttarnte vermeintliche Geisterseher als Scharlatane.

Das tragische Ende

Houdini war stolz auf seinen trainierten Körper und ließ sich zum Beweis seiner Bauchmuskelkraft brutal in den Unterleib boxen. Diese beiläufige Nummer wurde ihm Ende Oktober 1926 zum Verhängnis: Ein Bewunderer besuchte ihn in der Garderobe und versetzte ihm einige Hiebe.

Da Houdini bereits unter Bauchschmerzen litt, die er ignorierte, trat er weiter auf. Einige Tage später brach er zusammen. Eine Blinddarmentzündung, die möglicherweise durch die Schläge aufgerissen war, führte zu einer eitrigen Vergiftung. Harry Houdini starb trotz zweier Notoperationen am 31. Oktober 1926 im Alter von 52 Jahren in einem Krankenhaus in Detroit.

Dai Vernon: Der Professor der Zauberer

Dai Vernon (geboren 1894 in Kanada, gestorben 1992) war ein höchst einflussreicher kanadisch-amerikanischer Zauberkünstler, weithin bekannt unter seinem Spitznamen „Der Professor“. Er gilt als einer der größten Meister der Kartenmagie und des Close-up-Zaubers, der zahlreiche bekannte Routinen verbesserte und eigene, bahnbrechende Effekte schuf.

Seinen berühmtesten Beinamen, Der Mann, der Houdini täuschte“, erhielt er, nachdem es ihm gelang, den legendären Harry Houdini mit einem Kartentrick zu verwirren, den dieser trotz mehrfacher Wiederholung nicht enttarnen konnte. Die letzten 30 Jahre seines Lebens verbrachte Vernon als „Magician-in-Residence“ im weltbekannten Magic Castle in Hollywood, Kalifornien.

Frühes Leben und Ausbildung

Vernon wurde 1894 in Ottawa geboren. Er begann im Alter von sieben Jahren mit der Zauberei, angeregt durch seinen Vater, der Hobby-Magier war. Seine frühen technischen Fähigkeiten, insbesondere im Umgang mit Karten, erwarb er durch das Studium klassischer Fachliteratur, wie etwa „Expert at the Card Table“, und durch die genaue Beobachtung von Kartenbetrügern und Trickkünstlern. Nach einem Studium des Maschinenbaus zog er nach New York, um seine Karriere als professioneller Zauberkünstler zu verfolgen.

Karriere und Einfluss

Vernon zeichnete sich durch seine außergewöhnliche Fähigkeit aus, selbst komplizierteste Tricks mit einer solchen Natürlichkeit und Eleganz vorzuführen, dass selbst andere professionelle Zauberer die Mechanismen oft nicht durchschauen konnten.

Er war maßgeblich an der Entwicklung der modernen Zauberkunst beteiligt und prägte den sogenannten „Vernon Touch“ – einen revolutionären Ansatz, der auf Natürlichkeit, Einfachheit und der psychologischen Führung des Publikums beruhte.

Zu seinen wegweisenden und heute noch gespielten Routinen gehören die Becher- und Kugelszene sowie die „Symphonie der Ringe“ mit den chinesischen Ringen.

Mentoring und Vermächtnis

Im Laufe seiner Karriere wurde Dai Vernon zum Mentor für eine ganze Generation weltberühmter Magier, darunter Persönlichkeiten wie Michael Ammar, Larry Jennings und Doug Henning.

Durch seine langjährige Präsenz im Magic Castle und seine kontinuierliche Lehrtätigkeit gilt Dai Vernon als eine der einflussreichsten und prägendsten Persönlichkeiten in der Geschichte der Zauberkunst des 20. Jahrhunderts.

Der Trick, der Houdini täuschte

Der Spitzname „Der Mann, der Houdini täuschte“ entstand nach einer berühmten Begegnung zwischen Dai Vernon und Harry Houdini in New York, wahrscheinlich in den 1920er-Jahren.

Zu dieser Zeit prahlte der Entfesselungskünstler Houdini oft damit, dass er jeden Zaubertrick sofort enttarnen könne, wenn er ihn nur dreimal gesehen hätte. Dai Vernon nahm diese Herausforderung an.

Der Kartentrick

Der Trick, den Vernon vorführte, war eine Variation des klassischen Effekts der „Ehrgeizigen Karte“.

  1. Die Vorführung: Vernon ließ eine vom Zuschauer gewählte und signierte Karte in die Mitte des Kartenspiels zurückstecken.
  2. Der Effekt: Mit einer einfachen Geste, einem Pass oder einem Wurf, zeigte Vernon, dass dieselbe gewählte Karte wieder auf der Oberseite des Stapels erschienen war.
  3. Die Wiederholung: Houdini, der intensiv zusah, forderte Vernon auf, den Trick zu wiederholen. Vernon wiederholte den Effekt mehrmals – jedes Mal mit dem gleichen Ergebnis: Die signierte Karte wanderte, scheinbar unmöglich, immer wieder an die Spitze des Decks.

Houdinis Reaktion

Houdini konnte den Mechanismus, mit dem Vernon die Karte an die Spitze brachte, trotz mehrfacher Wiederholungen nicht erkennen. Er soll daraufhin frustriert ausgerufen haben: „Mach es noch einmal! Mach es noch einmal!“.

Nachdem Houdini den Trick siebenmal gesehen hatte und ihn immer noch nicht durchschauen konnte, musste er seine Behauptung, jeden Trick dreimal durchschauen zu können, fallen lassen. Vernon hatte damit seinen Titel für die Geschichte der Zauberkunst gesichert.

Der Trick demonstrierte Vernons außergewöhnliche Fingerfertigkeit und seine Fähigkeit, technische Manöver durch natürliche, lockere Bewegungen so zu tarnen, dass sie selbst für die geschultesten Augen unsichtbar blieben – ein Markenzeichen des „Vernon Touch“.

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