Zauberer: Ein Beruf zum Staunen
Mein Start in die magische Welt begann klassisch und früh. Mit 14 Jahren hielt ich meinen ersten Zauberkasten in den Händen. Er enthielt genau zehn Kunststücke und hat mich – zugegeben – stark beeindruckt. Im Rückblick waren vielleicht zwei Tricks super, der Rest war eher mittelmäßig.
Das große Aha-Erlebnis ließ glücklicherweise nicht lange auf sich warten. Ein halbes Jahr später fand ich in der Bücherei das „Handbuch der Magie“ von Jochen Zmeck. Dieses Buch war eine Offenbarung: Es enthielt alles, von der Tisch- über die Bühnen- bis zur Mentalzauberei. Ich war Feuer und Flamme.
Der Zirkel und der Chicagoer Billardball-Trick
Durch einen glücklichen Zufall kam ich bald in Kontakt zu anderen Zauberern des Magischen Zirkels von Staßfurt. Als ich als neuer, junger Kerl dort auftauchte, beäugten sie mich zunächst kritisch. Ihr Rat war kurz und prägnant: Ich sollte erst einmal den Chicagoer Billardball-Trick üben – eine Routine, bei der scheinbar mühelos vier Bälle zwischen den Fingern erscheinen. Also kaufte ich Tischtennisbälle und übte drei Monate lang wie besessen.
Als ich meine Handfertigkeitsroutine schließlich vorführte, stellte ich überrascht fest, dass die anderen Zauberer sie selbst gar nicht beherrschten. Aber der Fleiß hatte sich gelohnt: Ich war aufgenommen und erarbeitete mir eine erste, zehnminütige Bühnenshow.
Meine Kollegen zeigten damals beeindruckende Illusionen und Apparate – Ehefrauen wurden in der Zic-Zac-Girl Illusion zerteilt, Hasen aus Kisten gezaubert. Als Schüler war das für mich jedoch finanziell unerreichbar. Ich blieb bei meinen Handfertigkeiten und der intimen Zauberkunst.
Die ersten Schritte und der Neuanfang
Mit etwa 14 Jahren hatte ich meine ersten Auftritte in der Schulaula und auf privaten Feiern. Damals in der DDR war es notwendig, sich vor einer Kommission einstufen zu lassen, um die Qualität für öffentliche Auftritte zu bestätigen. Ich schaffte die Einstufung und wurde fortan zu Betriebsfeiern und bunten Abenden mit meiner zehnminütigen Show mitgenommen. Das war fantastisch! Als Lehrling verdiente ich damit plötzlich richtig gutes Geld.
1989 war meine Lehre zu Ende – und die DDR ging unter. Das freute mich riesig, aber die Aufträge versiegten schlagartig. Keine Auftritte mehr, leider auch keine Motivation mehr. Die Zauberkunst ruhte einige Jahre in einer großen Schublade.
Doch ab 1997 packte es mich wieder, und ich startete mit neuem Ehrgeiz. Es war jetzt viel einfacher, an gute Fachliteratur und Videos zu kommen. Ich konnte viel umfassender Tricks und Griffe üben, um meine eigenen Routinen zu entwickeln.
Vom Amateur zum Profi: Dranbleiben!
Ab 1999 forcierte ich meine Auftritte bei privaten und Firmenfeiern. Nach einigen Rückschlägen lief es bald gut. Ich bekam Routine und nach und nach immer mehr Auftritte. Ich merkte schnell: Am besten passten zu mir die Auftritte mit bis zu 80 Gästen. Dann bekam ich besseren Kontakt zu allen und hatte selbst den größten Spaß.
Mein Geheimnis für meine Karriere als Zauberer ist, wie alles Wichtige, sehr simpel. Ich fasse es mal mit einem Wort zusammen: DRANBLEIBEN!
Man denkt sofort: „Na klar, ist doch logisch.“ Aber wenn man darüber nachdenkt, entstehen plötzlich Fragen: Wie kann man sich immer in kleinen Schritten verbessern, um wirklich langfristig motiviert zu bleiben?
Ich persönlich verstehe es als Prozess oder eine Reise ohne festen Endpunkt. Ich habe gelernt, mich nicht von den Zielen anderer Künstler ablenken zu lassen. Es ist völlig egal, was andere erreichen. Meine Ziele müssen zu meinem eigenen Tempo und meinen eigenen Umständen passen. Ich muss wissen, unter welchen Rahmenbedingungen ich gut arbeiten kann und langfristig motiviert bleibe.
Meine Strategie des Dranbleibens
Ohne festen Rahmen, wie auf einer Arbeitsstelle, ist kontinuierliches Weiterarbeiten schwierig. Daher habe ich meine Arbeit in verschiedene Aufgabenfelder unterteilt:
- Zauberkunst: Hierzu gehört das Training bestehender und neuer Tricks, das Üben von Techniken, die Suche nach neuen Ideen und das Lesen von Fachliteratur. Das zentrale Ziel: Wie begeistere ich meine Gäste?
- Sichtbarkeit: Wie überzeuge ich die Kunden, die ideal zu mir passen? Dazu gehören Texte, die Webseite, Newsletter und Drucksachen. Hier steckt viel Überlegung dahinter.
- Büro: Korrespondenz, Buchhaltung und Organisation.
- Theater: Alles, was meine Gäste im Theater erleben, und ihr Wohlbefinden betrifft.
Mein wichtigster Trick, um dieses große Spektrum umzusetzen, ist radikale Fokussierung: NUR EINE HAUPTAUFGABE AUS DEM BEREICH ZAUBERKUNST ODER SICHTBARKEIT PRO TAG.
Nehmen wir als Beispiel diesen Blogbeitrag, den Sie gerade lesen:
- Ich wähle aus einem Themengebiet (Sichtbarkeit) eine Aufgabe (Blogbeitrag).
- Ich setze mir eine bestimmte Zeit dafür. Ich schreibe sofort die ersten Sätze.
- Nach etwa neunzig Minuten steht der Rohtext.
- Dann überarbeite ich den Text, suche ein passendes Bild und veröffentliche ihn.
- Geschafft! Tagesziel erreicht.
Wenn die Aufgabe größer ist, dann unterteile ich sie eben in viele kleine Tagesaufgaben.
Mein Lieblingsprojekt: Das Zauber Theater Essen
Der größte Schritt auf meiner Reise war das Zauber Theater Essen. Das Konzept des festen magischen Theaters gab es damals in Deutschland noch kaum. Als ich 2009 in Essen Holsterhausen einen leeren, kleinen Laden sah, wusste ich: Das ist meine Bühne. Mein Ziel war, mit allen Gästen ins Gespräch zu kommen und den ganzen Abend persönlich zu gestalten.
Kurzentschlossen startete das Abenteuer, und es ist bis heute mein Lieblingsprojekt. Denn nichts ist schöner, als wenn Gäste nur wegen meiner Zauberkunst und mir persönlich kommen.
Im Rückblick verlief mein Weg als Zauberer mit vielen Schlangenlinien, Anläufen und Pausen. Und das ist auch gut so. Wenn Sie selbst eine ungewöhnliche Idee haben oder ein großes Ziel verfolgen, kann ich Ihnen nur raten: Bleiben Sie dran! Denn nur das kontinuierliche Weiterarbeiten, Tag für Tag, bringt uns Schritt für Schritt auf unserer Reise voran.